Tings Kühlschrankfächer sehen inzwischen fast wie meine aus: Ketchup, Käse, Köttbullar (Hackfleischbällchen), Eier, Joghurt, Butter und Bier. Ting kauft sicherheitshalber immer genau die Sachen, die ich auch gekauft habe. Nur beim Bier ist ihm ein kleiner Fehler unterlaufen: Er hat sich "Latöl" andrehen lassen, 2,8 Prozent Alkohol, erhältlich in jedem Supermarkt. Wer "richtiges" Bier möchte, muss ins "Systembolaget", den staatlichen Alkoholverteiler. Sieben "Systembolagets" gibt es in und um Malmö und wenn das Wochenende naht, ist dort fast so viel los wie bei "IKEA". Einziger Zweck dieser Promilleparadise ist die Reduzierung des allgemeinen Alkoholkonsums. Ob dieser Zweck völlig erfüllt wird, konnte nicht ergründet werden. In der Nähe der "Systembolagets" lungern Leute herum, die sich nicht von den Alkoholikern in anderen Teilen Europas unterscheiden. Drinnen schnappt sich jeder sein 0,5er Dosenbier zu 10,80 Kronen, das sind 1,16 Euro, weniger als ein Viertel des üblichen Preises in Kneipen. Das führt dann dazu, dass das "Vorglühen" in Schweden ungeahnte Ausmaße erreicht. Unter 20 Jahren kommt allerdings keiner rein, weder ins "Systembolaget", noch in die Kneipen.
Insgesamt scheint der Staat sein Ziel zu erreichen, es wird pro Kopf weniger getrunken als in anderen Ländern und die Leute sind entsprechend schneller betrunken, das kann ich aus eigener Erfahrung berichten. Es ist mühselig, sich ein "Systembolaget" zu suchen, dann die ganzen Büchsen (Flaschen sind deutlich teurer) heimzutransportieren, auch die Öffnungszeiten sind sehr konsumentenunfreundlich.
Allerdings ist der Staat in Schweden nicht blöd, längst hat man erkannt, dass die Schweden nach Dänemark oder Deutschland fahren und sich billiger mit Alkohol eindecken. Aus diesem Grund wurde ein Filmchen entwickelt, das auf mich doch etwas bizarr wirkt. Adressat ist EU-Kommissionspräsident Barroso, dem vorgeschlagen wird, über ein europaweites "Systembolaget"-System nachzudenken. Ich glaube, in Deutschland würde das eine Revolution auslösen. Den (sehr witzig gemachten)
Film, von dem ich nicht genau sagen kann, wieviel davon Ironie ist und was ernst gemeint ist.